Arbeitslosigkeit
Begriffe
Arbeitslosigkeit ist die vorübergehende Erwerbslosigkeit von arbeitsfähigen und -willigen Personen, die zuvor abhängig beschäftigt waren. Als arbeitslos gelten auch Personen, die nur geringfügig beschäftigt sind (max. 18 h/Woche).
Die Arbeitslosenquote ist das Verhältnis der registrierten Arbeitslosen zur Zahl der abhängig beschäftigten Erwerbspersonen. Sie dient als Beschäftigungsindikator.
Das Arbeitslosengeld ist die wichtige Leistung der Arbeitslosenversicherung und ist eine Lohnersatzleistung. Jeder, der sich persönlich beim Arbeitsamt meldet, einen Antrag stellt, und in den letzten drei Jahren vor der Arbeitslosenmeldung für mindestens 12 Monate einer Beschäftigung nachgegangen ist, erhält Arbeitslosengeld. Es wird für max. 12 Monate gezahlt. Für Arbeitslose mit Kindern 67 %, ohne Kinder 60 % des letzten Nettogehaltes.
Arbeitslosenhilfe erhält jeder der arbeitslos ist, kein Arbeitslosengeld mehr bekommt und innerhalb des letzen Jahres vor der Arbeitslosigkeit eine Beschäftigung (mind. 150 Tage) nachweisen kann. Sie wird ohne zeitliche Begrenzung gezahlt. Für Arbeitslose mit Kindern 57 %, ohne Kinder 53 % des letzten Nettogehalts.
Die Arbeitslosenversicherung ist eine Pflichtversicherung. Versicherungspflichtig sind alle Arbeitnehmer, die mehr als 15 h/Woche arbeiten.
Zahlen
Im Dezember 2001 betrug die AL-Quote in Deutschland 8 %, (höher nur in Frankreich, Finnland, Spanien, Italien; niedriger in Niederlanden, Luxemburg, Österreich, Irland bezogen auf Euro-Länder)
in den Euro-Ländern im November 8,5 %,
in den EU-Ländern 7,8 %.
11,7 Mio. AL in der Euro Zone, 13,6 Mio in der EU
Ursachen der Arbeitslosigkeit
konjunkturell: ist durch eine Rezession im Wirtschaftsverlauf bedingt, d. h. in einem Rückgang der gesamtwirtschaftlichen Güternachfrage
saisonal: tritt in einigen Wirtschaftszweigen regelmäßig zu bestimmten Jahreszeiten ein
strukturell: hängt mit dem abnehmenden Arbeitskräftebedarf eines Wirtschaftszweiges oder einer Region zusammen
friktionell: entsteht, wenn Arbeitnehmer eine Arbeitsstelle verlassen ohne sofort eine neue Arbeitsstelle anzutreten
weitere Ursachen:
- Rationalisierung, zu hohe Löhne, Arbeitsunwilligkeit, starre Tarifverhandlungen, Zunahme arbeitssuchender Frauen, Fachkräftemangel, Fehler der Wirtschaftspolitik, mangelnde Mobilität, schlechte Wirtschaftslage, zu hohe Sozialkosten, zu großzügiges soziales Netz
- mehr Langzeitarbeitslose, weil Unternehmen die Einstellung älterer AN ablehnen, viele Unternehmen trennen sich gleichzeitig von älteren Mitarbeiten
- höhere Leistungsanforderungen an AN -> verringerte Mitarbeiterzahl
- Arbeitsproduktivität wird gesteigert -> immer weniger Beschäftigte stellen immer größere Gütermengen her
- hohe Arbeitslosenzahlen verschlechtern Bedingungen der Beschäftigten, da AL bereit sind zu schlechteren Konditionen zu arbeiten, sie sind Konkurrenz für Arbeitsplatzinhaber
- Investitionen schaffen keine Arbeitsplätze, sondern vernichten sie
Folgen
- drastische Veränderungen im Alltag der betroffenen Familien
- höheres Maß an Mobilität, Zurückschrauben der Ansprüche
- wirkt sich auf die ganze Familie aus (schlechte Stimmung, drastischer Abbau bei Freizeit und Bildung)
Maßnahmen
Vermittlung durch das Arbeitsamt: sollen zwischen Stellensuchenden und AG vermitteln, bei schwierigen Fällen ist Umschulung oder Weiterbildung möglich
Arbeitszeitverkürzung: dadurch müssen neue Arbeitsplätze geschaffen werden
Mindestlöhne: wenn sie erhöht werden, besteht mehr Arbeitsanreiz
Kombilohn: gefördert werden Arbeitslose und Sozialhilfeempfänger, die einen schlecht bezahlten Job annehmen mit mindestens 15 h/Woche Arbeitszeit. Die Förderung ist auf 36 Monate begrenzt. Zuschuss zum Kindergeld (max. 77 Euro pro Kind), gestaffelte Zuschüsse zu Sozialbeiträgen. Ledige mit Einkommen von 325 bis 897 Euro, Paare und Alleinerziehende mit Einkommen bis 1707 Euro werden gefördert. Kosten: 20 Mio. Euro (2002), 50 Mio. Euro (2003)
Zukunftsinvestitionsprogramm: soll bis 2007 verlängert werden, gibt den Unternehmen Planungssicherheit; jährlich werden 2 - 2,5 Mio. Euro in Infrastruktur, Forschung und Bildung investiert
Verzahnung von Arbeitslosen- und Sozialhilfe: damit soll die Arbeitsvermittlung künftig aus einer Hand erfolgen können