Während es bis Ende 2019 drei Berufsbilder in der Pflege gab – Altenpflege, Gesundheits- und Krankenpflege sowie Gesundheits- und Kinderkrankenpflege – wurden diese ab 2020 in einem Ausbildungsberuf vereint. Nun werden nicht mehr Kernkompetenzen und pro Beruf jeweils Schwerpunktkompetenzen vermittelt, sondern alle Pflege-Azubis lernen exakt das gleiche und erwerben dann den Abschluss Pflegefachfrau bzw. Pflegefachmann. Dies ermöglicht ihnen, ganz flexibel in jedem Bereich der Pflege und mit jeder Art von Patienten zu arbeiten.
Wie war das Ausbildungssystem in der Pflege zuvor aufgebaut und wie unterscheidet sich nun die generalistische Pflegeausbildung davon? Und vor allem – was sind die Vor- und was sind die Nachteile dabei? Dies sehen wir uns nachfolgend genauer an.
INHALTSVERZEICHNIS
Wie sah das Ganze bis 2019 noch aus?
Wie erwähnt gab es bis 2019 drei verschiedene Ausbildungsberufe in der Pflege: Die Altenpflege, die Gesundheits- und Krankenpflege und die Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Wollten Schüler nach ihrem Abschluss in der Pflege arbeiten, mussten sie sich demnach zwischen diesen drei Berufen entscheiden.
In der Altenpflege werden selbstredend ältere und hilfsbedürftige Menschen in den Altenheimen betreut und gepflegt, während Gesundheits- und Krankenpfleger sich in Krankenhäusern oder Arztpraxen um kranke und pflegebedürftige Menschen kümmerten. Gesundheits- und Kinderkrankenpfleger waren speziell für Kinder da und sorgten sich im Krankheitsfall um diese – in der Regel ebenfalls in Krankenhäusern oder Praxen.
Alle drei Ausbildungsberufe hatten eine Dauer von drei Jahren und es wurden grundsätzlich stets Kernkompetenzen, welche für alle drei Berufen relevant waren, sowie Schwerpunktkompetenzen speziell auf den gewählten Beruf bezogen, vermittelt. Allerdings waren diese Ausbildungen teilweise kostenpflichtig und das Ausbildungsgehalt unterdurchschnittlich hoch.
Wie gestaltet sich die Generalistische Pflegeausbildung?
Ab 2020 wurden die genannten drei Berufe nun in einem zusammengefasst. Die generalistische Pflegeausbildung mit dem Abschluss als Pflegefachfrau oder Pflegefachmann ermöglicht die Arbeit in allen Bereichen der Pflege. Es handelt sich also um ein universelles Berufsbild, in der alle relevanten Kompetenzen für die Arbeit in der Pflege vermittelt werden – sowohl für Altenpflege als auch für Gesundheits- und Krankenpflege und Gesundheits- und Kinderkrankenpflege. Auch diese Ausbildung dauert drei Jahre und mit dem erworbenen Abschluss kann jeder Azubi frei wählen, in welchem Bereich und in welcher Einrichtung er arbeiten möchte. Dieser Abschluss ist zudem international anerkannt und ermöglicht somit die Arbeit auf der ganzen Welt – es handelt sich im Grunde um einen krisensicheren Beruf. Krankenschwestern und -pfleger werden immer überall in hoher Zahl gebraucht.
Es ist außerdem wichtig zu wissen, dass die bis 2019 begonnenen Ausbildungen selbstverständlich wie gehabt zu Ende geführt werden und natürlich auch die bis dahin erworbenen Abschlüsse gültig bleiben. Es wird weder zwischenzeitlich auf die generalistische Pflegeausbildung umgestellt, noch muss diese nachträglich absolviert werden.
Was sind deren Vorteile?
Was sind nun die Vorteile der generalistischen Pflegeausbildung? Es liegt im Grunde auf der Hand: Schüler, die den Traum haben, in der Pflege tätig zu werden, sind deutlich flexibler. Sie müssen nicht mehr abwägen, ob sie lieber mit alten Menschen, mit Kindern oder grundsätzlich mit Kranken arbeiten möchten. Sie erlernen in der gleichen Ausbildungszeit wie zuvor alle nötigen Kompetenzen und können anschließend überall und mit Patienten jeden Alters arbeiten. Da die Ausbildung kostenfrei und die Vergütung höher als bei den ursprünglichen Ausbildungsberufen ist, bildet dies natürlich einen zusätzlichen Anreiz.
Ein möglicherweise zusätzlicher Pluspunkt ist, dass die Auszubildenden nach zwei Jahren Ausbildung auch in eine verkürzte Ausbildung zum Pflegeassistenten wechseln oder zwischen einer Vertiefung als Kranken- oder Altenpfleger wählen könnten, wenn sie sich doch frühzeitig spezialisieren möchten. Die generalistische Pflegeausbildung muss nicht zwingend abgeschlossen werden.
In jedem Fall war das Hauptziel dieser Umstellung, den Beruf attraktiver zu machen und mehr Schüler in die Ausbildung zu locken. Gleichzeitig sollen die neuen Krankenschwestern und -pfleger jedoch auch in den Einrichtungen beliebig eingesetzt werden können und auch in Zeiten von Personalmangel zwischen den Abteilungen springen können, um die Versorgung weiter gewährleisten zu können.
Was sind nun aber die Nachteile?
Tatsächlich ist bis dato aufgrund fehlender Zahlen nicht erkennbar, ob die generalistische Pflegeausbildung tatsächlich mehr Azubis anlocken konnte oder nicht. Im Jahr 2020 waren es laut Statistiken 53.610 Schüler, die die Ausbildung für diesen neuen Beruf starteten, während es noch 2019 in den alten Ausbildungsberufen 150.192 Pflegeschülerinnen und -schüler gab. Weitere offizielle Zahlen stehen bis jetzt nicht zur Verfügung.
Fakt ist, dass der Beruf der Pflege zuletzt stark in der Kritik war – Krankenschwestern und -pfleger waren und sind massiv überlastet und außerdem seit vielen Jahren trotz hoher Anforderungen stark unterbezahlt. In vielen Einrichtungen sind außerdem die Arbeitsbedingungen sehr schlecht. All das ist öffentlich bekannt, weswegen eine generalistische Pflegeausbildung, auch wenn sie besser bezahlt wird, für sehr viele Schüler möglicherweise trotzdem nicht attraktiv genug ist.
Ein weiteres Manko stellen die Zugangsvoraussetzungen dar, welche ebenfalls stark kritisiert werden. Denn es ist mindestens ein mittlerer Bildungsabschluss oder alternativ ein Hauptschulabschluss mit einer anschließend bereits abgeschlossenen Ausbildung zur Pflegehilfskraft nötig, um die generalistische Pflegeausbildung zu beginnen. Und auch wenn es keine Deckelung der Ausbildungszahlen gibt, bemängeln viele, dass es Schülern zu schwer gemacht wird, in der Pflege Fuß zu fassen.
Fazit
Da bislang noch keine neuen Daten über die Zahl der Auszubildenden in der generalistischen Pflegeausbildung vorliegen, ist nicht klar, ob diese Umstellung wirklich erfolgreich war oder nicht. Auch wenn die Ausbildung kostenfrei ist, ein höheres Ausbildungsgehalt gezahlt wird und die beruflichen Chancen bzw. die Flexibilität im Anschluss der Ausbildung stark erhöht wird, gibt es dennoch einige Minuspunkte. Denn die Ausbildung kann die Missstände in der Pflege keinesfalls aufwiegen und solange es keine grundsätzlichen Reformen, zum Beispiel keine Anpassung der Gehälter, gibt, wird der Beruf für viele unattraktiv bleiben. Wirklich beworben wurde diese neue Ausbildung im Übrigen auch nicht, weswegen viele Schüler möglicherweise gar nicht wissen, welche Vorteile diese mit sich bringt. Es wird sich jedoch noch zeigen, ob in den letzten zwei Jahren dennoch, wie gewünscht, mehr Azubis diese Ausbildung aller Umstände zum Trotz begonnen haben.