Griechenland ist ein Sündenbock der EU, weil es ein orthodoxes Land ist wie Serbien oder Russland.
Italien, Portugal, Spanien und Irland, die anderen PIGGS Länder, sind hingegen katholische Länder.
Aber auch die Schulde dieser katholischen PIIGS Länder sind übersehbar!
Wo das Problem der EU wirklich ernst wird, verschweigt man es vorerst noch immer, nämlich der Hypothekarverschuldung innerhalb der EU mit Schweizerfranken Hypotheken!
Am 7. Februar 2009 schrieben Martin Brown und Marcel Peter in der NZZ über die bemerkenswerte Karriere des Schweizerfrankens im Osten und meinten damals, dass osteuropäische Haushalte und Unternehmen mit Frankenkrediten geringeren Wechselkursrisiken ausgesetzt sind als bisher vermutet.
Dies war ein grosser Irrtum, denn im Jahr 2010 stürzte der Euro gegenüber dem Schweizer Franken ab und erreichte einen Tiefstand in diesem Jahr von einem Euro zu einem Schweizer Franken.
In Ostmitteleuropa haben in den letzten Jahren immer mehr Haushalte und Unternehmen Schulden in Schweizerfranken aufgenommen, weil diese mit vergleichsweise niedrigen Zinsen verbunden waren.
In den vergangenen Jahren haben Schweizerfrankenkredite in einzelnen Ländern Ost- und Westeuropas ein erstaunliches Ausmass angenommen. Heute machen Frankenkredite in Ungarn und Polen mehr als die Hälfte des Hypothekarmarktes aus. Selbst im Euro-Land Österreich ist fast ein Drittel der Haushaltskredite in Franken denominiert. Private Haushalte und Unternehmen nehmen Frankenkredite auf, um von tieferen Zinsen gegenüber Forint, Zloty oder Euro zu profitieren. Dabei gehen sie ein beträchtliches Risiko ein, weil sie bei einer Höherbewertung des Frankens gegenüber der Lokalwährung allenfalls nicht mehr in der Lage sein könnten, ihre Schulden zu bezahlen, weil diese dadurch aus ihrer Sicht schwerer geworden sind. Die Asienkrise Ende der 1990er Jahre hat gezeigt, dass eine Verschuldung des Privatsektors in Fremdwährung die Stabilität des Finanzsektors gefährden kann.
Konzentration in Polen und Ungarn
Nachdem sich der Schweizerfranken in den letzten Monaten gegenüber mehreren europäischen Währungen aufgewertet hat, stellt sich die Frage, in welchem Ausmass Frankenkredite den Finanzsektor in den betroffenen Ländern gefährden. Frankenkredite sind in Zentral- und Osteuropa entgegen der allgemeinen Wahrnehmung nur in einzelnen Ländern bedeutend. Eine Studie der Schweizerischen Nationalbank zeigt, dass das ausstehende Volumen an Fremdwährungskrediten in dieser Region Ende 2007 insgesamt rund 275 Mrd. Fr. betrug. Hiervon machten Frankenkredite nur 75 Mrd. Fr. aus. In den meisten Ländern der Region lauten die Fremdwährungskredite vorwiegend auf Euro. Nur in Ungarn, Polen und Kroatien ist ein wesentlicher Anteil dieser Kredite in Franken denominiert (vgl. Grafik).
Polen und Ungarn sind mit je HF 30 Milliarden die einzigen Länder Zentral- und Osteuropas, in denen das Volumen an Frankenkrediten dasjenige von Euro-Krediten übersteigt.
In beiden Ländern dominiert der Franken das Hypothekargeschäft.
Im Jahr 2007 lauteten in Ungarn 90% der neu abgeschlossenen Hypotheken auf Franken, womit der Anteil der Frankenkredite bei Haushalten auf insgesamt 60% stieg.
Unternehmenskredite wurden mehrheitlich in Lokalwährung ausgestellt; nur 16% der ungarischen Unternehmenskredite sind in Franken denominiert. In Polen zeigt sich ein ähnliches Bild.
Die Verbreitung von Frankenkrediten in Ungarn und Polen ist vergleichbar mit derjenigen in Österreich, wo man mit CHF 84 Miliarden das grösste Volumen an Frankenkrediten im Ausland findet.
Ausgehend von Vorarlberg in den 1990er Jahren, haben sich Frankenhypotheken in allen Regionen verbreitet.
Seit mehreren Jahren sind um die 30% des Haushaltskreditvolumens in Österreich in Franken denominiert.
Wie in Polen und Ungarn sind Frankenkredite auch in Österreich bei Unternehmen weniger verbreitet als bei Haushalten; sie machen mit CHF 13 Milliarden nur 7% des Kreditvolumens dieses Sektors aus.
In Deutschland, Frankreich und Italien sind Frankenkredite weniger bedeutend, obwohl die wirtschaftlichen Verflechtungen der Schweiz mit diesen drei Nachbarländern stärker sind als mit ÖÖsterreich.
In Deutschland und Frankreich ist das Volumen der Frankenkredite zwar beträchtlich; allerdings macht dieses in beiden Ländern nur etwa 1% des gesamten Kreditvolumens aus, in Italien gar nur 0,3%.
Zum Vergleich: In Österreich lauten 13% des gesamten Kreditvolumens auf Franken.
Nicht nur die Verbreitung von Frankenkrediten, sondern auch ihre Struktur scheint sich zwischen Österreich und den übrigen Nachbarländern zu unterscheiden.
Während Frankenkredite in Österreich vorwiegend in Form von Hypotheken an inländische Haushalte vergeben werden, sind es in Deutschland mehrheitlich Kredite an Unternehmen im In- und Ausland.
Ein beträchtliches Volumen an Frankenkrediten findet man auch auf dem internationalen Finanzplatz Luxemburg. 8% des Kreditvolumens machen sie hier aus, der Grossteil davon an ausländische Gegenparteien.
Fremdwährungskredite sind für Haushalte und Unternehmer risikoreicher als Kredite in Lokalwährung, da sie ein Wechselkursrisiko bergen.
Wertet sich der Franken gegenüber dem Zloty, Forint oder Euro auf, wie dies in den letzten Monaten der Fall war, steigen die in Lokalwährung zu bezahlenden Zins- und Amortisationszahlungen eines Frankenkredites.
Ob der Kreditnehmer diese Zahlungen leisten kann, hängt in erster Linie davon ab, ob er entsprechende Einkünfte in Franken hat und somit gegen Wechselkursänderungen abgesichert ist.
Bei Kreditnehmern ohne Einkünfte in Fremdwährung hängt die Zahlungsfähigkeit von der Höhe ihres Einkommens und Vermögens in Lokalwährung ab.
Aus Sicht der Kreditgeber zeichnen sich Fremdwährungskredite ebenfalls durch besondere Risiken aus.
Zwar sind die Banken aufgrund von Vorgaben der Aufsichtsbehörden in der Regel gegen Wechselkursänderungen abgesichert.
Aber dem Kreditausfallrisiko als Folge von Wechselkursänderungen können auch sie sich nicht entziehen.
Kommt hinzu, dass die Ausfallwahrscheinlichkeiten bei Fremdwährungskrediten alle von der Wechselkursentwicklung abhängig und somit hoch korreliert sind.
Bedeutende Volumina an ausstehenden Fremdwährungskrediten sind daher für eine einzelne Bank ein Klumpenrisiko; für die ganze Branche können sie ein wesentliches Stabilitätsrisiko darstellen.
Wie gross sind die effektiven Risiken von Frankenkrediten in Polen, Ungarn oder Österreich?
Hierzu liefern zwei weitere Studien der Schweizerischen Nationalbank interessante Erkenntnisse.
Eine erste Studie untersucht die Wahl der Kreditwährung von Kleinunternehmen in 26 Transitionsländern.
Die Studie überprüft die vielfach zitierte Aussage, wonach Kleinunternehmer mit Fremdwährungskrediten meist gar keine Einkünfte in Fremdwährungen haben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Firmen, die Fremdwährungskredite aufnehmen, signifikant häufiger Fremdwährungseinkünfte aufweisen als Firmen mit Lokalwährungskrediten.
Das bedeutet, dass Kleinunternehmer mit Fremdwährungskrediten in Zentral- und Osteuropa zumindest teilweise einen natürlichen Hedge gegen Wechselkursrisiken haben.
Eine zweite Studie untersucht die Charakteristika insbesondere die Risikofähigkeit jener österreichischen Haushalte, die einen Wohnbaukredit in Fremdwährung aufgenommen haben.
Die Ergebnisse zeigen, dass Fremdwährungskredite unter vermögenden und risikofreudigen Haushalten am weitesten verbreitet sind.
Ausserdem haben Haushalte mit einem Wohnbaukredit (in Fremd- oder Lokalwährung) ein höheres Einkommen und sind versierter in Finanzfragen als Haushalte ohne Wohnbaukredit.
Dies bedeutet, dass die Risikofähigkeit der in Fremdwährung verschuldeten Haushalte zumindest in Österreich relativ hoch ist. Lässt sich dieser beruhigende Befund auch auf Polen und Ungarn übertragen?
Eine Studie der ungarischen Zentralbank zeigt, dass bei einer kräftigen Aufwertung des Frankens zahlreiche Haushalte mit ihren Hypotheken in Zahlungsschwierigkeiten geraten könnten.
Schweizer Kreditinstitute sind am Retail-Geschäft mit Frankenkrediten kaum beteiligt.
Bei der Refinanzierung dieser Kredite spielen Schweizer Banken und vor allem der Schweizer Kapitalmarkt jedoch eine wesentliche Rolle.
Grundsätzlich können Banken im Ausland ihre Frankenkredite durch Kundeneinlagen, Interbankkredite und Wertpapieremissionen refinanzieren oder mittels Ausserbilanzgeschäften absichern.
Die Banken in Österreich und anderen Euro-Ländern refinanzieren ihre Frankenkredite weitgehend mit Interbankkrediten und Anleihenemissionen, während in Ungarn und Polen auch Ausserbilanzgeschäfte häufig verwendet werden.
Für die Refinanzierung von Frankenkrediten im Euro-Raum spielt der Schweizer Kapitalmarkt eine wichtige Rolle, die Schweizer Banken hingegen sind nur von beschränkter Bedeutung.
Insgesamt scheint knapp die Hälfte der österreichischen Frankenkredite direkt über den Finanzplatz Schweiz refinanziert zu werden.
Die verfügbaren Daten zeigen, dass schweizerische Banken gegenüber Österreich Interbankforderungen von knapp CHF 10 Milliarden halten.
Zudem haben österreichische Banken Frankenobligationen im Wert von über CHF 30 Milliarden an der Schweizer Börse ausstehend.
Noch wesentlicher ist der Schweizer Finanzplatz in die Refinanzierung von Frankenkrediten in Deutschland und Frankreich involviert.
In Frankreich scheinen rund zwei Drittel, in Deutschland sogar über drei Viertel der ausstehenden Frankenkredite über die Schweiz refinanziert.
In beiden Ländern spielt wiederum die Emission von Frankenobligationen am Schweizer Kapitalmarkt die wichtigere Rolle als Interbankkredite.
Im Gegensatz zur Situation in unseren Nachbarländern scheint die Schweiz nur unwesentlich in die Refinanzierung von Frankenkrediten in Ungarn und Polen involviert zu sein.
Polnische und ungarische Banken haben zurzeit keine Obligationen am Schweizer Kapitalmarkt ausstehend.
Zudem belaufen sich die Interbankforderungen von Schweizer Banken gegenüber diesen Ländern insgesamt auf lediglich CHF 100 Millionen, also weniger als 0,2% der ausstehenden Frankenkredite.
Inwieweit Schweizer Banken über Ausserbilanzgeschäfte an der Absicherung der Frankenkredite von polnischen und ungarischen Banken beteiligt sind, lässt sich infolge fehlender Daten nicht beurteilen.
Die hieraus entstehenden Risiken würden sich aber auf Wechselkursänderungen beschränken.
Aus unserer Analyse kann geschlossen werden, dass der Finanzplatz Schweiz zwar in die Refinanzierung der Frankenkredite involviert ist.
Die daraus entstehenden Risiken scheinen aber begrenzt und werden eher von Investoren als von Banken getragen.
Es sollen rund CHF 5.5 Billionen Schweizerfranken Hypotheken in der EU vergeben worden sein.
Dieses Volumen übertrifft das 2007 festgestellte Volumen der US Subprime Hypothekarkredite um über 50% und könnte das nächste grosse Problem werden, mit dem sich die EU nach dem Finanzierungsproblem mit Griechenland, sowie den anderen PIIGS Ländern, zu befassen haben dürfte.
Eine Tobin Finanztransaktionssteuer, welche nun auch von der EU gewünscht wird, könnte mindestens einen Teil der Risiken von den Steuerzahlern auf die Verursacher grosser Volatilitäten, den Devisenhändlern, umlagern!
Verfasser: Lucas Wyrsch
Sehr Interessanter Blog-Post! Habe echt viel dazugelernt. Erst gestern habe ich ein Interessantes Gespräch zu dem Thema mit Josef Ackermann, dem Deutsche Bank Chef über einen Livestream angeschaut. Ist wirklich enorm um was für Summen es sich immer handelt 5,5 Billionen CHF – echt krass!