Auf der DaFWEBKON lernte ich durch die Präsentation von der internationalen Sprachlern-Plattform den Gründer Matthias Spanic kennen. Via Palabea hatten wir dann ein interessantes Gespräch über Palabea, die Berliner Start-Up Szene und die Zukunftspläne von Palabea.
Das Interview
Lern-Online.net: Lieber Matthias, bitte stelle dich und Palabea unseren Lesern vor.
Matthias Spanic: Mein Name ist Matthias Spanic und ich bin 33 Jahre alt. Meine Jugend habe ich in der Nähe von Stuttgart verbracht. Bereits während und nach dem Studium (Wirtschaftsjurist) bin ich für ein Jahr nach China gegangen, um dort zu arbeiten. Als ich zurückkam habe ich mit zwei Freunden aus dem Studium mein erstes Start-Up in Berlin gegründet. In die Stadt habe ich mich – trotz der Tatsache, dass ich Schwabe bin (wir sind hier in Berlin nicht soooo beliebt) sehr schnell verliebt. Nun aber mehr zu Palabea …
Palabea ist eine internationale Plattform, die es Menschen ermöglicht Ihre Sprachkenntnisse zu entdecken, teilen und monetisieren. All dies via interaktiven Video-Chat. Wir verbinden unsere Nutzer via gemeinen Interessen und Thema (wie bspw. Photographie) miteinander. Das hilft und baut Barrieren ab bei der Kontaktaufnahme zwischen den Nutzern. Aktuell haben wir Mitglieder aus über 150 Ländern.
Lern-Online.net: Hat der Name Palabea eine Bedeutung?
Matthias Spanic: Ja, Palabea ist ein Akronym. Pala bedeutet „parler“, „parlare“ für ’sprechen‘ und die Endung „ea“ ist althebräisch für Ort bzw. Stadt. Palabea ist also der „Ort, um zu sprechen“. Unser Motto ist auch dazu treffend „Die sprechende Welt“.
Lern-Online.net: Was habt ihr nach dem Neustart/Relaunch vor einem Jahr an Palabea geändert und weshalb?
Matthias Spanic: Wir haben uns auch den Kern der Marke Palabea konzentriert und wollten die technologischen Möglichkeiten von heute nutzen. Wie oben beschrieben versuchen wir Muttersprachler miteinander zu verbinden. Im Alltag muss man dafür entweder ins Ausland reisen, oder man versucht im eigenen Land mit anderen Muttersprachen in Kontakt zu treten. Es gibt außerhalb von Deutschland Menschen, denen es nicht so leicht fällt ins Ausland zu reisen, da bspw. Reisekosten zu hoch sind. Wir wollen diesen Schritt vereinfach.
Wir haben Palabea nochmals frischer gestaltet und setzen auf die neueste Technologie im jeweiligen Bereich. Palabea bietet nun tolle Funktionen, um mit Menschen weltweit in Kontakt zu treten – ganz einfach!
Lern-Online.net: In unserem Gespräch erwähntest du, das ihr euch in Zukunft vor allem auf Tablets konzentrieren wollt als weiteres Medium der Unterhaltung auf Palabea. Kannst du unseren Lesern schon genauer sagen, was man da in Zukunft für Möglichkeiten auf euren Marktplatz finden wird?
Matthias Spanic: Wir sehen in enormes Potential im mobilen Endgerätebereich. Die Video-Chat Technologie ist prädestiniert für die Größe und den Funktionsumfang auf iPads, Android Geräten und anderen Herstellern. Die Video-Qualität von Bild und Ton spielt uns dabei langfristig in die Karten. Das Menschen die Möglichkeit haben eine Sprache zu sprechen und zu lernen von jedem Ort der Welt ist für uns große Motivation und Treiber. Wir wollen in naher Zukunft eine tolle App für Android, Apple und Microsoft Geräte anbieten! Aktuell erweitern bzw. verbessern wir jedoch die Qualität für unser Webangebot – da liegt noch eine Menge spannender Aufgaben vor uns!
Lern-Online.net: In einem Interview sagte mein Blogger-Kollege Ali Yildirim von CoboCards: „E-Learning-Projekte sind für Investoren wenig attraktiv. In den USA ist das anders, …“. Du hast zu diesem Thema auch viel Erfahrung gesammelt. Wie siehst du die aktuelle Lage der Finanzierungshilfe von E-Learning Projekten in Deutschland? Was kann man tun, damit man den Geldgebern besser vermitteln kann, das in E-Learning sehr viel Potential steckt.
Matthias Spanic: Ali hat einen sehr interessanten Artikel zu diesem Thema geschrieben. Der Bereich e-Learning bzw. Digital Education ist schon lange in den Köpfen Deutscher Investoren, jedoch favorisieren Investoren eher e-Commerce Projekte. Das hängt viel mit der Erfahrung der Geldgeber in diesem Bereich in den letzten Jahren zusammen. Deutschland ist für e-Commerce Unternehmen sehr interessant, da es zum einen einen großer Absatzmarkt in Europa darstellt und zum anderen aus Online Marketing Gründen „rechenbarer“ ist (u.a. Kundenakquisekosten, Warenkorbgrößen).
Wenn man, wie Palabea, einen internationalen Marktplatz aufbauen will, der zuerst eine gewisse Anzahl von Nutzern voraussetzt, um diese dann zu monetisieren (Reichweitenstrategie) ist es etwas schwieriger Investoren zu überzeugen, die Schritte nach ersten Erfolgen miteinander zu gehen. Investoren wollen hierbei sog. „Traktion“ sehen. Dies bedeutet, dass man eine gewisse Anzahl von Nutzern in einer kurzen Zeit aufbauen konnte. Zudem muss man meist eine eigene Plattform konzipieren und programmieren. Im e-Commerce gibt es hierzu bereits etliche Baukastensysteme wie Megento, die man kostenlos bzw. für rund 5.000 EUR mit sehr vielen Funktionen bekommt. Das hilft extrem, wenn man mit geringem Kapital am Anfang ausgestattet ist.
Beide Punkte, Reichweitenaufbau und Technologie kosten Geld.
Bezüglich Kapitalbeschaffung ist es sicherlich sinnvoll zuerst mit eigenen Mitteln eine Plattform an den Start zu bringen und dann an nahestehenden Personen aus dem persönlichen Umfeld heranzutreten. Falls man kein Netzwerk hat, sollte man Start-Up Veranstaltungen besuchen und vor Ort mit Gründern und potentiellen Investoren erste Kontakte knüpfen. Mit den meisten von meinen Gründerkollegen kann man sich einfach auf einen Kaffee oder ein Mittagessen verabreden – zumindest ist dies meine Erfahrung. Des Weiteren ist seit 2012 das Crowdfunding in aller Munde. Hierzu gibt es in Deutschland einigen interessante Plattformen. Zuletzt sind öffentliche Fördermittel. (z.B. Berliner ProFIT Programm) zu erwähnen. Diese setzen meist jedoch viel Zeit und Energie in die Antragstellung voraus und bedürfen einer Co-Finanzierung durch einen Investor.
Lern-Online.net: In einem älteren Interview sagte Lucas Wyrsch zu mir: „Sprachen sind Vektoren der Kommunikation“. Kaum surfe ich auf einer Website, die nicht auf Deutsch ist, schlägt mir sofort mein Browser vor, diese für mich automatisch übersetzen zu wollen. Wieso macht es ihrer Meinung nach Sinn eigentlich mehr als Englisch als Fremdsprache sprechen zu können ?
Matthias Spanic: Nun Englisch ist sicherlich die meist gesprochene und gelernte Sprache der Welt. Jedoch hat jeder Mensch Gründe für das Erlernen einer weiteren Fremdsprache. Nicht immer hat man Internet im Ausland – das ist teilweise sehr teuer! Im beruflichen, wie auch im privaten Umfeld gibt es viele Augenblicke, in denen Sprachkenntnisse sehr hilfreich sind. Urlaubsreisen in fremde Länder oder ein beruflicher Aufenthalt können solche Gründe sein. Ich habe nach meinem Studium bei einem Unternehmen in China gearbeitet. Viele dort konnten Englisch, jedoch nicht alle. Nach der Arbeit und an den Wochenenden, wenn ich unterwegs war, im Taxi oder im Restaurant, waren meine Chinesisch Kenntnisse sehr hilfreich!
Lern-Online.net: Auf der Plattform von Chatroulette kann man auch mit fremden Menschen, die zufällig gewählt werden per Video chatten. Da tummeln sich allerdings sehr viele perverse Menschen. Habt ihr Mechanismen, damit eure Nutzer nur mit „normalen“ Mitmenschen mit wirklich denselben interessieren kommunizieren, den so etwas kann sicherlich ein ganz schlechtes Image aufwerfen.
Matthias Spanic: Auf Palabea haben wir klar den Fokus auf Sprachen! Das filtert schon einmal Nutzer heraus, die unsere Plattform nicht nutzen möchten. Zudem bieten wir bei jedem palabea (Kurs/Klasse) die „Melden“ Funktion an, damit solche Nutzer innerhalb von spätestens 30 Minuten von der Plattform verbannt werden! Wir setzen hierbei auf unsere Nutzer, die uns bislang grandios unterstützen! Bislang hatten wir keine Handvoll solchen Vorkommnisse auf Palabea – das soll auch so bleiben!
Lern-Online.net: Mein Kollege im Lernblog machte mich auf Learnship (http://www.learnship.de) aufmerksam als ich ihm von Palabea erzählte. Diese bieten wohl eine ähnliche Plattform für das Erlernen einer Fremdsprachen an wie ihr. Wo liegen die Unterschiede zu eurer Vision von Palabea und Learnship?
Matthias Spanic: Learnship richtet sich an Unternehmenskunden und nicht an Privatkunden. Learnship bietet Lösungen für Mitarbeiter eines Unternehmens an. Wir haben klar den Fokus auf Endverbraucher und haben einen eher internationalen Ansatz. Learnship ist eher fokussiert auf den deutschsprachigen Raum. Palabea war vom ersten Tag an international und gewinnt täglich Nutzer aus anderen Ländern. Unsere Nutzer profitieren dabei mit der Vielfältigkeit, die Palabea bietet.
Lern-Online.net: Mit welchen IT-Unternehmen sympathisierst du und warum ?
Matthias Spanic: Puh, das sind sehr viele :-) Durch meine tägliche Arbeit nutze ich sehr viele Plattformen, um mich auszutauschen und um Trends zu verfolgen. LinkedIn & XING nutze ich für mein berufliches Netzwerk. Ebenfalls gefällt mir die Arbeit von Berliner Start-Ups, die es geschafft haben, dass Berlin als Standort neben London in Europa viel Beachtung findet. Hierzu zählen sicherlich Wooga und SoundCloud. Die Jungs, Jens und Alex, machen fantastische Arbeit!
Lern-Online.net: Welche Bücher oder Persönlichkeiten haben dein Leben beeinflusst und warum ?
Matthias Spanic: Mich haben vor allem die Bücher während meines Studiums beeinflusst, ich bin Jurist. Spaß beiseite – vor allem meine Eltern haben mich sehr geprägt und sind immer noch die Menschen, auf die ich sehr stolz bin. Mit Anfang/Mitte 20 haben sie meinen Bruder und mich, sowie den Hausbau gestemmt und haben uns Selbstständigkeit und Gestaltungsmöglichkeiten gegeben. Auch mein Bruder ist seit Jahren selbstständig und hat eine eigene Musikschule. So lag es auch bei mir nahe, dass ich meine Träume in der Selbstständigkeit verwirklichen will.
Lern-Online.net: Was machst du am liebsten in deiner Freizeit ?
Matthias Spanic: Ich lebe in Berlin – eine tolle Stadt, die alles zu bieten hat…wenn man die Zeit dafür hat. Ich versuche regelmäßig schwimmen zu gehen und zu joggen. Ebenfalls genieße ich die Freizeit mit meiner Freundin und mit Reisen. Im Januar waren wir in Südafrika. Ein wunderschönes Land, das ich jedem empfehlen kann! Dazu habe ich auch ein palabea erstellt, um mit anderen Menschen darüber zu sprechen ;-)
Lern-Online.net: Wie siehst du die Zukunft und Verbreitung von Online-Lernen bzw. E-Learning ?
Matthias Spanic: Wir haben in 2012 einen starken Trend in den USA gesehen im Bereich der „Massiv Open Online Courses“ (MOOC). Dort werden Universitätskurse in digitaler Form kostenlos Nutzern zur Verfügung gestellt. Diese Portale haben einen starken Mitgliederzuwachs in der Vergangenheit erfahren. Allerdings beenden nur rund 10% der Teilnehmer einen Kurs. Da fehlt es also noch ein wenig an der Bindung der Nutzer an die Kursinhalte. Der nachhaltige Beweis ist noch nicht erbracht durch diese Anbieter. Unser Bereich, die Verbindung von Nutzern weltweit durch interaktiven Video-Chat, hat ebenfalls großes Potential. Die individuellste Form der „Schüler-Lehrer Beziehung“ ist hierbei möglich. Wir werden sicherlich einige Plattformen in der nahen Zukunft sehen, die dieses Problem versuchen zu lösen.
Zuletzt wird auch der mobile E-Learning Bereich eine starke Rolle spielen und es den Nutzern, egal ob Schüler oder Lehrer , ermöglichen Wissen zu konsumieren oder zu produzieren. Die Nutzer entscheiden, wo, wie und wann sie lernen oder unterrichten möchten.
Wir danken Matthias Spanic für dieses Interview und wünschen dir sowie Palabea viel Erfolg.
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Grischa Kosba liked this on Facebook.