Können Tiere rechnen? Tiere nutzen die Natur deutlich besser als der Mensch. Sie zerstören nämlich nicht ständig hektarweise Bäume, verschmutzen nicht die Gewässer und wissen oft instinktiv welche Pflanze heilende Fähigkeiten hat. Außerdem würde ein Tier niemals auf die Idee kommen, eine Tötungsmaschine, wie eine Mausefalle oder einen elektrischen Stuhl zu erfinden. Neben diesen und vielen weiteren tollen Eigenschaften, können manche Tierarten sogar rechnen bzw. Mengen unterscheiden. Ich will in diesen Artikel dazu ein paar interessante Videos und Fakten zusammengetragen über die mathematischen Fähigkeiten von Tieren.
Tiere können nicht sprechen und nicht schreiben. Ein Papagei kann natürlich Laute nachplappern, aber Rechnen? Um die Frage zu klären, ob und wie manche Tiere den Unterschied zwischen 2 Mengen unterscheiden können, ist keine leichte Aufgabe.
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Können wirklich Tiere rechnen ?
Natürlich kann man manchen Tiere Sachen beibringen, wo man scheinbar mathematische Fähigkeiten erkennen könnte, aber dies wäre dann auch nicht wissenschaftlich korrekt.
Man müsste beweisen können, dass Tiere, die mit uns Menschen verwandt sind, schon von Geburt an ein mathematisches Grundverständnis haben. Dies gelang bereits in Duke Lemur Center von der Duke University im US-Bundesstaat South Carolina.
Lemuren im Duke Lemur Center
Das Duke Lemur Center besitzt die weltweit größte Anzahl an den vielfältigste Lemuren. Lemuren sind eine Teilordnung der Primaten. Die Gruppe der Feuchtnasenaffen, die man früher Halbaffen nannte, gehören Lemuren an. Nur umgangssprachlich spricht man von Affen, wenn man jegliche Primaten meint. Eigentlich sind Affen Trockennasenprimaten, also müsste man bei Lemuren explizit nicht von einer Affenart sprechen.
Es lebten bereits 39 verschiedene Lemuren-, Galagos- (Buschbabys), Loris- (Faulaffen) und Koboldmakisarten auf dem Duke Lemur Center. 2016 feierte man dort 50 Jahre bahnbrechende Forschung und Erhaltung von Lemuren.
Lemuren sind nämlich selten und somit gefährdet. Normalerweise kommen Lemuren ausschließlich auf der Insel Madagaskar oder kleineren Inseln in der Nähe an. Das erinnert mich immer an die lustigen Lemuren Julien, Maurice und Mort aus der Filmreihe aus dem computernanimierten Trickfilm Madagascar*.
Rhesusaffe ist die zweite Primatenart, mit denen man erfolgreich bewiesen hat, das sie Mengen unterscheiden können. Sie sind aus der Gattung der Makaken, die innerhalb der Familie der Meerkatzenverwandten sind. Hundsaffen ist ein anderer Begriff für Meerkatzenverwandten. Diese Tierfamilie hat mit 160 Arten die artenreichste Primatenfamilie.
Sie spielten in der Geschichte der Medizin eine große Rolle und wurden daher der Rhesusfaktor nach ihnen benannt und nicht umgekehrt. Am Blut der Rhesusaffen wurde zum ersten Mal nämlich der Rhesusfaktor festgestellt. Der Österreicher Karl Landsteiner hatten 1937 zusammen mit dem Amerikaner Alexander Solomon Wiener hatten ein Erythrozyten-Antigen-System entdeckt. Dadurch wurden die Rhesusfaktoren entdeckt. Erythrozyten nennt man die roten Blutkörperchen.
Lemuren können tatsächlich Mengen unterscheiden
Lemuren haben vor 65 Millionen Jahren Vorfahren, die mit uns Menschen ebenfalls verwandt sind. Daher haben die frühesten Primaten viele Gemeinsamkeiten. Im folgenden Video kann man sehen, wie Lemuren bei einem Computerspiel per Touchscreen Mengen instinktiv vergleichen können und hervorragende Leistung vollbringen.
Im Video sieht man den Lemuren, der den Namen Terrys trägt. Er kann verbal keine Sprache noch Symbole für Zahlen nennen und kann somit nur die Anzahl der Symbole sehen.
Indem er ein Quadrat anklickt, beginnt ein Spiel. Der Primat sieht 2 Quadrate mit Objekten in verschiedener Anzahl. Wenn Terrys das Quadrat mit der größeren Anzahl an Objekten auswählt, bekommt er eine Belohnung. Diese Tests wurden tausendfach gemacht.
Bei den vielen Tests hat man die Größe, Farbe und Form der Objekte ständig variiert und es gab keine weiteren Hinweise für die Lemuren. Daher kann man eindeutig beweisen, das Lemuren und Rhesusaffen können Mengen unterscheiden.
Dies macht der Primat nicht wie ein Menschenkind 1,2,3 … Die Forscherin Liss Brennen vom Duke Lemur Center spricht von einer Reaktion auf die abstrakte Essenz, was eine Zahl ist.
Im Video heißt es am Ende auch Ratten, Tauben, Fische, Waschbären, Insekten, Pferde und Elefanten haben ein Gespür für Mengen.
Video: Arte-Doku: Lemuren im Duke Lemur Center von der Duke University können Mengen unterscheiden
Auch wenn die Lemuren natürlich überhaupt nicht an die Fähigkeiten von Mathematik Genies wie den mehrmaligen deutschen Mathematik-Meister Gert Mittring erreichen, ist ihre Leistung sehr bemerkenswert. Solche Lemuren wären wohl auch passende Haustiere für das Rechengenie mit Inselbegabung (Savant-Syndrom) Rüdiger Gamm.
Hunde kann man das Rechnen beibringen
Im Video sieht man den Komiker Florin der seinen Hund Catos nach der Lösung von 2+2 fragt. Der Hund antwortet richtig mit 4 mal bellen. Florin sagt, man kann dies sogar mit jeden Hund machen. Delphine,Pferde und Elefanten können auch rechnen, meint Florin.
Daniel Hanus vom Max-Planck-Institut EVA in Leipzig forscht und untersucht, ob Tiere einen Sinn für Zahlen haben. EVA steht für evolutionäre Anthropologie . Unter der Anthropologie versteht man die Wissenschaft vom Menschen. Mehr Informationen zum Themenschwerpunkt Evolution findet ihr in unseren Biologie Portal. Die naturwissenschaftliche Anthropologie befasst sich nämlich mit dem Menschen nach der Evolutionstheorie von Charles Darwin und spricht daher von einem biologischen Wesen.
Video: Deutsche Welle Projekt Zukunft zu der Frage: Können Tiere rechnen?
So behauptet Daniel Hanus die Fähigkeit der Tiere kann man nicht als Mathematik bzw. das Rechnen bezeichnen. Der Umgang mit Menschen gehört jedoch zu ihrem natürlichen Repertoire.
Rechenkünste der Tiere SWR2 Wissen
Eine weitere interessante Sendung zum Thema gibt es auch von Südwestlichen Rundfunk. Es wird unter anderem versucht, die Frage zu beantworten, ob Tiere zählen können.
Audio: SWR2 Wissen: Rechenkünste der Tieren Rainer B. Langen
1904 hatte ein Pferd von dem Lehrer Wilhelm von Osten für große Aufmerksamkeit gesorgt. Es wurde sogar eine wissenschaftliche Kommission. In einer Anzeige, die zwei Jahre zuvor erschien, wurden die geistigen Fähigkeiten vom Hengst angepriesen.
Hengst Hans bekam Training bei dem er alle vier Grundrechenarten lernte. Er sollte also zwei Zahlen addieren, substrahieren, multiplizieren und auch dividieren können. Der Hengst hat es tatsächlich geschafft, indem er das Ergebnis durch das Klopfen mit der Hufe in der richtigen Anzahl vorführte. Der preußische Kultusminister und Flügeladjutanten (Offizier vom Feldheer) vom Kaiser bekamen auch seine Rechenkunst vorgeführt. War dies der Beweis, das Tiere rechnen können?
Letztendlich wurde herausgefunden, das Pferd kann nicht rechnen, sondern erkennt kleinste Nuance in Mimik und Körpersprache vom Lehrer halfen dem Pferd das richtige Ergebnis zu kennen. Dies hatte der Psychologe Oskar Pfungst aus Berlin herausgefunden. Vorher hatten die 13 skeptischen Wissenschaftler dem Ross die mathematische Fähigkeit in ihren Gutachten attestiert.
Außerdem geht es auch, um Küken, Bienen, Hunde und Wölfe. Rudimentäres Verständnis für Mengen können viele Tiere unterscheiden. Tiere rechnen nicht, sondern die haben eine kognitive Fähigkeit für die Anzahl von Mengen.
Die Forscher können mit diesen Fähigkeiten die Dyskalkulie, also die Rechenschwäche bei manchen Menschen, besser verstehen können. Da Tiere nicht Zahlen, sondern das Einschätzen und Vergleichen von Mengen können, ohne dies erlernt zu haben. Eine Anzahl ist keine Zahl, zumindest für Tiere. Säuglinge können dies ebenfalls, wie man nachgewiesen hat.
Podiumsdiskussion zu kognitiven Fähigkeiten an der Uni Bonn
Am 24. September 2018 findet passend zu diesem Thema eine sehr interessante Podiumsdiskussion mit dem Titel: Können Tiere rechnen?
Sie findet an der Uni Bonn statt. Die Veranstaltung ist kostenlos, benötigt jedoch eine Anmeldung, die man auf der Seite zur Veranstaltung verbindlich zusagen kann.
Die Referenten sind zu einem Prof. Dr. Horst Bleckmann. Er leitet das Institut für Zoologie an der Uni Bonn und dem „Hundeprofi “ Martin Rütter. Er ist bekannt als der Erfinder der Trainingsphilosophie DOGS von der MINA GmbH. Natürlich kennt man ihn auch von einigen VOX Fernsehsendungen.
Es wird in der Aula vom Hauptgebäude der Uni Bonn über die kognitiven Fähigkeiten von Tieren diskutiert.