Wer in Spanien mit Freunden zu Abend essen will, der muss vor allem eins mitbringen: Viel Geduld. Denn anders als hier in Deutschland wird dort nicht vor 22 Uhr gegessen. Eigentlich eine Unsitte. Hierzulande hört man oft Ratschläge wie:
- Abends keine Kohlenhydrathe mehr essen
- Morgens wie ein Kaiser, mittags wie ein König und abends wie ein Bettelmann essen
In Spanien gibt es solche Redewendungen offensichtlich nicht. Dort wird einer wie ich, der gerne bis 19 Uhr sein Abendessen intus haben möchte, nur müde belächelt. „Nur Hühner essen um diese Zeit“, hieß es einmal leicht provokativ.
Jetzt könnte man sich fragen: Wann essen die dann zu Früchstück und wann zu Mittag? Erstaunlicherweise gibt es bei diesen beiden Mahlzeiten keine Unterschiede. Das Frühstück wurde ordnungsgemäß zwischen 9-10 Uhr und das Mittagessen in der Regel zwischen 13-14 Uhr eingenommen. Die Zeit bis zu Abendessen wird eher mit Zwischenmahlzeiten wie Tapas überbrückt.
Einen Unterschied gibt es jedoch schon. Die Siesta. Die Spanier, die es sich leisten könnten, nehmen sich diese Auszeit. Meist ist das zwischen 14-17 Uhr. Erst wird zu Hause gegessen und dann sich hingelegt und geschlafen. Wer glaubt, dass sei nur eine Eigenart von früher, der brauch nur nachmittags in die Stadt zu gehen. Friseure, Schuster, Imbissbuden. Alle geschlossen. Für ein Scart-Kabel musste ich stundenlang in der City verweilen.
Zurück zum Essen. Als ich Anfang 2007 nach Spanien zog war ich zunächst vom spanischen Essen enttäuscht. Alles wurde irgendwie fritiert, das nicht bei drei auf den Bäumen war. Erstaunlich war jedoch, dass die Spanier trotz des vielen frittierten Essen nicht sonderlich übergewichtig waren. Das liegt wohl daran, dass sie überwiegend mit Olivenöl kochen.
Die ungewöhnlichste Situation erlebt ich in einer kleinen Ortschaft auf de Weg nach Madrid. Ich bestellte Thunfisch in Toatensoße und dazu frittierte (wie sollte es anders sein) grünen Spargel. Meine gute Freundin bestellte sich irgendetwas mit Schweinenacken.
Gebracht wurde ihr eine heiße Platte, eine Pfanne, etwas Butterschmalz und das besagte Schweinenacken-Fleisch. Sie schmolz dann ein wenig Schmalz in der Pfanne und legte dann das Fleisch darauf. Sie hat praktisch auf de Restauranttisch ihre Essen zubereitet. Ich konnte mir natürlich gehässige Sprüche nicht verkneifen: „Du hast dir dein Essen selbst zubereitet und hast dafür auch noch gezahlt“, hieß es immer wieder unter Freunden.
Apropos Essen und Freunde. Am besten kann man Spanisch lernen beim essen. Vorausgesetzt man kommt zum Zuge. Denn Spanier warten in der Regel nicht ab, bis ein anderer zu Ende gesprochen hat. Es wird mitten im Satz kommentiert. Keiner stört sich daran.
Als ich merkte, dass ich mit meiner deutschen Tugend andere aussprechen zu lassen, gar nicht an der Konversation teilnehmen konnte, hob ich nach einer Zeit den Finger. Dieser wurden dann auch nach paar Minuten bemerkt. „Ruhe, Ruhe, er will etwas sagen. Was willst du denn sagen? Sag es ruhig! Tja, die Gelegenheit ließ ich mir natürlich nicht nehmen und haute raus: „Ich habe es vergessen.“
Ich hatte eine sehr schöne Zeit in Spanien. Auch das Essen gefiel mir am Ende sehr gut. Ich empfehle vor allem Paella (aber den trockenen, nicht den in Öl und Fleischrühe ersoffenen und nur in richtig guten Restaurants), Tortilla (am besten hausgemacht), Gazpacho und Turrón. Letzteres ist eine Süßspeise aus der Region Alicante, die nicht unbedingt jeder kennt.
Der Turrón wird aus Mandeln, Honig, Eiklar und Zucker hergestellt. Es gibt einen harten und weichen Turrón. Den harten kann man zusätzlich dazu benutzen, einem einen über den Schädel zu ziehen :) Aber er schmeckt.
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