Bis zum Ende des 20. Jahrhunderts war die Lage klar. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion gab es eine Supermacht, und die hieß USA. Sowohl militärisch als auch technologisch konnte kein anderes Land der Welt den Vereinigten Staaten das Wasser reichen. Und auch kulturell übten die USA durch Filme und Musik bis in den letzten Winkel der Welt beträchtlichen Einfluss. Doch die Zeiten haben sich geändert. Zahlreiche Länder, die bis vor kurzem bestenfalls als Schwellenländer bezeichnet werden konnten, haben aufgeholt. Sie haben von der Globalisierung profitiert und können in der Welt der Zukunft auf Augenhöhe mit den westlichen Industriestaaten auftreten. Eine Spitzenposition nimmt dabei China ein, das längst nicht mehr nur eine billige Produktionsstätte für westliche Firmen ist. Durch eine geschickte Wirtschaftspolitik ist es den Chinesen gelungen, umfangreiches technisches Know-how aufzubauen und schließlich selbst zu einem Innovationsführer zu werden. Mit gigantischen Investitionen in ganz Asien und Afrika schafft es das Land, nicht nur seinen wirtschaftlichen Einfluss stetig auszubauen. Das wird in Zukunft auch in Deutschland immer mehr zu spüren sein. Nicht zuletzt das Bildungswesen wird diesem Trend Rechnung tragen müssen, damit deutsche Absolventen international wettbewerbsfähig bleiben.
Chinesisch Unterricht im Trend
Das zeichnet sich schon jetzt in der zunehmenden Nachfrage nach chinesischem Sprachunterricht ab. Und das, obwohl Chinesisch unter anderem aufgrund der komplizierten Schriftzeichen nicht gerade als einfach zu erlernen gilt. Die Zahl der Menschen, die Chinesisch Unterricht suchen, hat sich in den letzten Jahren vervielfacht. Das liegt auch daran, dass Online-Dienste die Suche nach kompetenten Lehrern deutlich vereinfacht haben. Besonders beliebt ist die Nachhilfe über Skype, die den Kontakt zu Muttersprachlern enorm erleichtert. Gute Chinesisch-Kenntnisse dürften die Arbeitssuche in vielen Branchen zukünftig erleichtern.
Eine Herausforderung für Manager
Gerade in der Wirtschaft der Exportnation Deutschland werden neben Sprachkenntnissen auch kulturelle Kompetenzen immer wichtiger werden. Denn obwohl durch die Öffnung des Landes eine gewisse Annäherung stattgefunden hat, unterscheidet sich Umgangsformen und Denkweise der Chinesen immer noch deutlich von denen westlicher Kulturen. Die Zusammenarbeit mit chinesischen Geschäftspartnern wird sich wesentlich leichter gestalten, wenn darauf Rücksicht genommen wird. Schon jetzt sind einige Firmen daher gezielt auf der Suche nach Spitzenkräften mit einschlägiger Erfahrung.
Strategische Neuausrichtung für Unternehmen
Verbesserte Kommunikation mit der neuen Weltmacht stellt aber nur einen Teil der notwendigen Anpassungen dar, die in den Führungsetagen deutscher Unternehmen stattfinden muss. Auch die Strategien der Konzerne müssen auf lange Sicht neu gedacht werden. Beispielsweise stellt China einen enormen Wachstumsmarkt für den Export dar. Aktuell trägt unter anderem die Autoindustrie die Umsätze deutscher Firmen in China. Allerdings sind sich Beobachter einig, dass sich die Dominanz der deutschen Autohersteller dem Ende zuneigt. Trotzdem genießen Produkte „Made in Germany“ weiterhin einen hervorragenden Ruf auf dem chinesischen Markt. Es gilt daher, neue Ideen zu finden, um aus diesem Ruf langfristig Kapital zu schlagen. Aber auch einige Risiken birgt die Entwicklung in China für deutsche Exporteure. Denn durch den rasanten technischen Fortschritt könnte das Land zunehmend selbst zur Konkurrenz für deutsche Technologiefirmen werden. Während also sowohl positive als auch negative Auswirkungen für deutsche Interessen zu erwarten sind, ist eines klar: Im 21. Jahrhundert geht nichts ohne China.