Wer auf Wikipedia einmal nach dem Begriff „Spielzeug“ sucht, wird im betreffenden Artikel mit einer mit der Behauptung konfrontiert, der Zweck eines Spielzeuges liege in sich selbst. Anders ausgedrückt bedeutet das, dass Spielzeug – etwa in Abgrenzung zu Werkzeugen – keinen bestimmten Zweck hat, außer, dass damit gespielt werden kann. Diese Behauptung wird aber im selben Artikel schnell wieder abgeschwächt. Schon wenige Sätze später gilt Spielzeug als geeignet, dem „Erwerb und Erlernen verschiedener Fähigkeiten und Fertigkeiten“ dienlich zu sein.
Was ist also dran am spielenden Lernen und was macht ein Spielzeug zu einem Lernspielzeug? Grundsätzlich kann bei jeder Form des Spielens ein Lerneffekt erhofft werden. Kinder schlüpfen in bestimmte Rollen und üben das konventionell richtige Verhalten in diesen Rollen. Dieses lernen ist ein wichtiger Teil des Sozialisationsprozesses. Dies kann ganz unabhängig davon geschehen, ob dies unter Verwendung eines Spielzeugs geschehen ist. Ebenso das Spielen mit anderen Kindern: auch hier lernt das Kind richtiges Verhalten im jeweiligen sozialen Umfeld. Lernen in der Kindheit erschöpft sich jedoch nicht darin, Konventionen und konventionelles Verhalten zu erlernen. Darüber hinaus müssen motorische und geistige Fähigkeiten erlernt und trainiert werden. An diesem Punkt kommen häufig bestimmte Spielwaren als nützliche Helfer ins Spiel.
Je komplexer die zu erwerbende Fähigkeit ist – geistig oder körperlich – umso hilfreicher ist es, dem Spiel einen gewissen Anstoß, einen Drall in die richtige Richtung zu geben. Diesen Anfangs-Input kann das richtige Spielzeug liefern. Spielzeuge eignen sich sehr gut dazu, eine bestimmte Spielsituation in gewisser Weise vorzugeben. Sicherlich wird es immer wieder vorkommen, dass Kleinkinder ihrer Phantasie freien Lauf lassen und ein Ball zu einem Auto umfunktioniert wird. In der Regel wird ein Spielzeug aber auch von den kleinsten Kindern so verwendet, wie es bei der Konzeption des Spielzeugs intendiert war.
Dadurch kann Spielzeug hervorragend genutzt werden, um gezielt die nächsten Schritte in der Entwicklung zu forcieren. Lernspielzeug zeichnet sich daher vor allem dadurch aus, dass es zu bestimmten Handlungen und Gedankengängen motiviert, durch die ein altersgerechter Lerneffekt befördert werden kann. Das einfachste Beispiel hierfür ist wohl die Schulung der motorischen Fähigkeiten. Spielzeug, das so konzipiert ist, dass wiederholbare, relativ schwierige Bewegungsabläufe zu einer Belohnungssituation führen trainieren recht zuverlässig die Feinmotorik von Kleinkindern. Ähnlich einfach verhält es sich auch im Bereich der geistigen Fähigkeiten. Wieder ist es hier wichtig, dass wiederholbare Abläufe zu einer Belohnungssituation führen. Puzzles, Sortierspiele, Mal- und Bastelspielzeug sowie Musikinstrumente (Xylophon etc.) entsprechen diesen Anforderungen in der Regel. In beiden Fällen ist es aber immer wichtig, dass Erfolgserlebnisse nicht willkürlich herbeigeführt werden können. Wiederholbarkeit in den Abläufen ist der ausschlaggebende Punkt. Zum Lernen gehört immer auch Üben.
Welche Eigenschaften machen ein Spielzeug also zum Lernspielzeug?
- Das Spielzeug eignet sich dazu, gezielt eine Spielsituation herzustellen, in deren Verlauf zu einem bestimmten körperlichen und geistigen Verhalten motiviert wird.
- Das Spielzeug ist so konzipiert, dass es einen bestimmten „Belohnungszustand“ gibt, also ein Zustand der in identischer oder ähnlicher Form immer wieder erreicht werden kann.
- Das Spielzeug stellt den belohnungszustand dann bereit, wenn ein oder mehrere Abläufe in identischer oder ähnlicher Weise immer wieder wiederholt werden.
- Eine Belohnung ist an die richtige Ausführung und an die Wiederholung bestimmter Handlungen gebunden.
In diesem Sinne eignen sich zahlreiche Spielzeuge als Lernspielzeuge. Wichtig ist, dass das Spielzeug zu einem Verhalten motiviert, das im Hinblick auf die Entwicklung des Kindes gewünscht ist. Und, dass sich das Spielzeug dazu eignet, zur Wiederholung des gewünschten Verhaltens zu motivieren.