Ich habe heute eine interessante neue App für Android gefunden, die einen helfen soll richtig zu Lesen und zu Schreiben. Die IRMGARD App ist die erste App die Analphabeten ansprechen soll . Sie ist sowohl für Erwachsene als auch für Kinder konzipiert.
Die Zahl an Analphabeten in Deutschland ist sehr erschreckend groß. 7,5 Millionen Erwachsene können die einfachsten Dinge wie einen Beipackzettel von Medikamenten, noch die Anzeigetafel am Bahnhof richtig lesen. Seit 2015 kommen die vielen Tausend Geflüchteten Menschen aus Krieg und Vertreibung, die oft auch nicht lesen und schreiben können.
Mein Kollege Ali hat im Jahr 2012 hier im Blog bereits geschrieben, warum Lesen wichtig ist.
INHALTSVERZEICHNIS
Scham vor professioneller Hilfe
Die betroffenen Menschen haben oft sehr große Scham sich professionelle Hilfe zu besorgen. Eine Lese- und Schreibeschwäche gilt im Volk nahezu als nicht vorhanden, dabei leidet fast jeder 10. Erwachsene daran. Die einzige Hilfe, die mir vor dieser App einfiel ist das kostenlose Alpha-Telefon unter der Nummer 0800 / 53334455. Dieses wird vom Verein Bundesverband Alphabetisierung und Grundbildung e.V. von vielen ehrenamtlich betrieben.
Jedoch gibt es nun endlich die erste deutschsprachige Android-App, die Menschen mit Lese- und Schreibschwächen ein Angebot bietet.
Durch solch eine App kann der Analphabet jederzeit und an jedem Ort ohne Scham das Lesen als auch das Schreiben lernen.
Funktionen der IRMGARD App
In Videos spricht Irmgard Schwiderski den Nutzer direkt an. Zusätzlich wird man mit interaktiven Lernspielen motiviert weiterzumachen.
In den ersten Level werden die Buchstaben und Laute eingeführt. Bereits im zweiten Level wird schon mit dem Schreiben und Lesen begonnen. Man kann erst mit nächsten Modul beginnen, wenn man das vorherige geschafft hat. Diese ersten beiden Level sind komplett kostenfrei. Im zweiten Artikel werden auch die Themen Artikel und Einzahl und Mehrzahl behandelt.
Das Level 3 behandelt das Thema Nomen. Dieser Level befindet noch im Betastadium und ist noch nicht Teil der App. Er wird von Lernenden getestet und sollte laut Homepage ab August 2017 fertig verfügabr sein. Es sollte auch Ende November 2017 Level 4 fertig sein, aber dazu werde ich mich noch erkundigen.
Durch Symbole und Bildchen wird der Benutzer freundlich und positiv gestimmt, die eine starken Motivation garantieren.
Entwicklung der IRMGARD App
Die Inhalte der App wurde in einem Lerncafé in Hamburg mit Lernenden gemeinsam mit der Namensgeberin Irmgard Schwiderski entwickelt. Sie ist eine ehemalige Rektorin und Grundschullehrerin einer Grundschule.
Eigene Erfahrung mit der IRMGARD App
Obwohl ich von mir denke, lesen und schreiben in mehreren Sprachen, gut zu beherrschen, wollte ich die App einmal ausprobieren. Die App ist nicht klein daher solltet ihr möglichst per WLAN die App herunterladen und installieren. Beim Installieren werden wohl noch einige Inhalte runtergeladen.
Dann geht es schon los, Frau Schwiderski führt uns per Video in die App ein. Es wird zuerst die Schreibung von der Groß- und Kleinschreibung der Vokale gezeigt. Man muss den passenden Gegenstand, der mit dem gesuchten Vokal beginnt auswählen. Bei anderen Übungen soll man den Kleinbuchstaben das äquivalente Großbuchstabe zuordnen und umgekehrt.
Aus vier Hörbeispielen muss man den Richtigen auswählen, um den geschriebenen Ausdruck zu finden. Anders herum hört man ein Hörbeispiel wie bspw. „Au“ und muss diesen in das Feld eintippen.
Ich kann es sehr gut nachvollziehen, wie die hörbare Motivation bei richtiger Auswahl der Übungen einen helfen kann, weiterzumachen.
Für die weitere Entwicklung der App sucht Kopf, Hand und Fuss, das gemeinnützlich orientierte Unternehmen hinter IRMGARD, sowohl personelle als auch finanzielle Unterstzützung. Bei Interesse könnt ihr auch auf der Website von der App melden unter Mitmachen.
Wenn ich etwas zu kritisieren hätte, wäre es höchstens die Bilder auf der Website, die ein Apple iPhone als Schablone für die Bilder aus der App zeigen. Nicht weil ich großer Android-Fan bin, sondern weil es die App nun mal ausschließlich für das Android Betriebssystem gibt. Ich verstehe jedoch den Gedanken, den man hat, da das iPhone wie kaum ein anderes für ein Smartphone steht und für die aller meisten das erste Smartphone überhaupt ist, was einige Experten jedoch anders sehen, aber das ist ein anderes Thema ;-).
Die KOPF, HAND und FUSS gGmbH hält die Kombination aus IRMGARD APP mit Analphabetisierungskursen als optimale Lösung für die Betroffenen.
Dies ist in über 12 Lernblog das wir über das Thema Analphabetismus berichten. Ich nehme mir vor demnächst einen Artikel zu den Gründen von Analphabetismus zu verfassen.
Hier könnt ihr direkt die IRMGARD App herunterladen.
Bildrechte: KOPF, HAND und FUSS gGmbH